II. Denkmal Maria Wörth, verbunden mit Kärnten
Am Anfang der tausendjährigen Entwicklung der slowenischen Schriftkultur stehen die Freisinger Denkmäler, die zwischen 972 und 1039 in Oberkärnten im Mölltal oder am Lurnfeld entstanden. Sie sind die älteste Niederschrift in slowenischer Sprache und auch die älteste erhaltene Niederschrift einer slawischen Sprache im europäischen Westen.
Die Pergamentblätter mit drei kirchlichen slowenischen Texten wurden mit anderen ähnlichen Dokumenten in einen Kodex eingebunden, der dem Freisinger Bischof Abraham gehörte. Das Bistum hatte die Besitzungen auch in Kärnten, damals vorwiegend mit slowenischen Gläubigen besiedelt, weswegen der Bischof in seinem Pontifikat auch die slowenischen kirchlichen Texte benötigte. Der Kodex wurde bis 1803 im Freisinger Domkapitel und danach in der Bayerischen Staatsbibliothek in München aufbewahrt, wo im Jahr 1807 auch unsere Texte darin entdeckt wurden. Der lateinische Kodex, dessen Äußeres und Inhalt nicht besonders ausgezeichnet sind, wurde gerade wegen der Freisinger Denkmäler zu einem weltbekannten und besonders wertvollen Schriftdenkmal.
Der lateinische Kodex (Sign: Clm 6426), in den die Freisinger Denkmäler eingebunden sind, umfasst 169 nummerierte Pergamentblätter beziehungsweise 338 Seiten, die Blattdimensionen sind 25,6 cm (Höhe ) x 20,8 cm (Breite), die Stärke des Kodex beträgt 5,9 cm mit Einband. Der Einband ist höchstwahrscheinlich nicht der erste: ein mit weißem Schweinsleder überzogener Holzeinband. Der Kodex hatte einst auch Metallklammern, die nicht erhalten sind, und sogar einen Metallstift mit einer Kette, durch den er an seiner Stelle in der Bibliothek befestigt war. Slowenische Texte befinden sich auf den Seiten 78, 158, 159, 160 und 161f (zusammen 9 Seiten beschrieben). Das erste und dritte Denkmal sind die Formel einer allgemeinen Beichte, das zweite Denkmal ist aber eine Predigt über die Sünde und die Buße. Alle drei sind in einer Minuskelschrift abgefasst, die auf die karolingische Minuskel zurückgeht.
Quelle: Zgodovina Slovencev. Ljubljana 1979, S. 142.